Es gibt Orte auf dieser Welt, wo man einfach nicht auf Zehenspitzen laufen kann. Sie sind resolut und prägnant, und hinterlassen bei Menschen und allen anderen Wesen nicht nur flüchtige und leicht vergängliche Erinnerungen, sondern tief gefurchte Spuren – ob zum Guten oder zum Schlechten. Diese Orte sind so magisch und energiegeladen, dass dort sogar ein See von einem Tag auf den anderen plötzlich verschwindet und dann wieder auftaucht.
Ein Beispiel für diese einmalige und felsige Tiefe ist das Görzer Karst, in dessen Herz das Naturschutzgebiet der Seen von Doberdò und Pietrarossa liegt.
Das sichtbar dürre, von den Adriawinden erodierte Gebiet ist unter den Gemeinden Monfalcone, Ronchi dei Legionari und Doberdò del Lago aufgeteilt; erst bei Anbruch der Dunkelheit offenbart es jedoch seine heimlichen Herrscher Bär und Schakal – ihres Zeichens große Raubtiere.

Ein Landstrich, der den Schwierigkeiten beim Anbau mit dem typischen Verstand und Arbeitseifer der slawischen Völker und ihrer vorzüglichen Küche begegnet – einer Kultur, die keine Hindernisse kennt.

Eine Gegend, wo erst vor hundert Jahren der heutige Frieden mit seiner ohrenbetäubenden Stille auf blutige Weise durch das dumpfe Brüllen der Mörser und Maschinengewehre durchbrochen wurde – eine schreckliche Musik zur Verfilmung eines nutzlosen Bruderkriegs, von dem noch heute Spuren, Erinnerungen und Mahnungen zu finden sind, die uns helfen, über das Vergangene nachzusinnen, damit es sich niemals wiederholt.

Geschichten und Geschichte, Kulturen und Grenzen, Natur und Landwirtschaft – ein Zusammenspiel aus ständig agierenden und sehr starken Gegensätzen. Gegensätze, die in den Räumlichkeiten des Museums Platz, im Restaurant ihren kulinarischen Ausdruck, im Gästehaus ihre verdiente Ruhe, in der Sala Carsica folkloristische Darbietung und auf den Wegen und Pfaden Regeneration finden.

Diese Erfahrung ist so allumfassend und so persönlich, dass sie auf unterschiedlichste Weise aber mit der gleichen Intensität auf Frischvermählte, Kletterer, Naturkundler, Archäologen, Kinder, Jäger, Landvermesser, Faunisten und Genussmenschen zu wirken vermag.

Das Naturschutzgebiet der Seen von Doberdò und Pietrarossa ist wild und ungezähmt – wie die Emotionen, auf denen seine Entstehung wurzelt.
Es wird seit 2021 von der Genossenschaft Pavees geleitet, deren Ziel es ist, mithilfe von Naturmanagement und Lehraktivitäten einzigartige Erlebnisse zu schaffen – einzigartig wie dieses Land.
Seite bearbeiten